Intralogistik ist längst mehr als nur ausgeklügelte Technologie, auch IT und Software entscheiden über die Effizienz einer Lagerlösung. Das gilt zum Beispiel für die Steuerung von einzelnen Komponenten einer Anlage wie Pickrobotern. Ein aktueller Vertreter ist Rovoflex des Österreicher Unternehmens TGW Logistics: Dabei handelt es sich um einen hochautomatisierten Roboter samt intelligentem Kamerasystem. „Mit dem Pickcenter Rovoflex hat TGW Logistics eine Innovation entwickelt, die dank Künstlicher Intelligenz mit jedem Greifvorgang dazulernt und sich permanent selbst optimiert“, betont Christoph Wolkerstorfer, Chief Technology Officer von TGW Logistics. Der Roboter kommt in Kombination mit dem Pickcenter des Herstellers zum Einsatz und bildet eine hybride Kommissionier Station.
Mit diesem Setup können Kunden laut TGW fließend zwischen manuellem und automatischem Modus wechseln und so Auftragsspitzen abdecken. Auch anspruchsvolle Ware wie Tiefkühlprodukte oder spitze Gegenstände stellen nach Angaben des Unternehmens für die Neuheit im Handling kein Problem dar. Rovoflex schaffe mit gleichbleibender Performance und Präzision einen Durchsatz von über 1000 Artikeln pro Stunde. TGW sieht in dem Allrounder eine Antwort auf Intralogistik-Herausforderungen wie den zunehmenden Arbeitskräftemangel oder immer schnellere Sortimentswechsel.
Auch an eher exotischen Einsatzorten wie der Flugküche am Dubai International Airport arbeitet Intralogistik-Software. Bereits seit 16 Jahren wird dort das Lagerverwaltungssystem Uniware verwendet, um den Materialfluss innerhalb der Flugküche zu koordinieren – von den rückgeführten Rollcontainern der gelandeten Maschinen bis zur Just-in-time-Bereitstellung für alle abgehenden Flüge. Ein unlängst ausgeführtes Softwareupdate auf die neueste Version von Uniware bedeutet für den älteren Anlagenteil eine komplette Neuprogrammierung. Diese Operation am offenen Herzen erfolgt dank digitalem Zwilling ohne Ausfallzeiten, berichtet Unitechnik. Unter anderem durch den Einsatz der Software des Unternehmens ist die Flugküche in der Lage, täglich rund 225.000 Mahlzeiten bereitzustellen. Das Rückgrat der Anlage bildet eine Elektrohängebahn, insgesamt hängt ein 2,5 Kilometer langes Schienennetz unter der Decke. Die Carts werden geleert, gewaschen, mit neuen Speisen bestückt und rechtzeitig bereitgestellt – für jeden Flug individuell. Geschirr und Besteck für Business- und First-Class-Passagiere werden in einem automatischen Kleinteilelager gelagert und bereitgestellt. Die Versorgung der Küchen mit Fertiggerichten und Backwaren aus der hauseigenen Bäckerei übernehmen fahrerlose Transportsysteme. Alles koordiniert durch das Lagerverwaltungssystem. „Für die finale Umstellung der Software steht uns ein Zeitfenster von fünf Stunden zur Verfügung. Dazu gehört auch die Aktualisierung aller Endgeräte. Danach muss der Betrieb wieder störungsfrei laufen“, erläutert Michael Huhn von Unitechnik die Parameter. Um diesen Zeitrahmen einzuhalten, griff Unitechnik auf den digitalen Zwilling zurück. Dabei wird die gesamte Anlage digital nachgebildet. Der gesamte Betriebsablauf lässt sich damit so oft durchspielen, bis es keine Fehler mehr gibt. Erst dann erfolgt die Implementierung in die reale Flugküche.
Speziell in der temperaturgeführten Logistik wird smarte Software noch in einem weiteren Bereich immer wichtiger: dem Energiemanagement. Um Stromkosten und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, nutzt der Hersteller von Transport-Kühlverpackungen Ecocool zum Beispiel seit Kurzem für sein Tiefkühllager die intelligente Energiemanagement-Software von Flexality.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz optimiert das IT-System die Steuerung der Kälteanlage. Der Algorithmus sorgt gleichzeitig für den kostenoptimierten Bezug der benötigten Strommengen zur Kälteerzeugung auf Basis eines Day-Ahead Stromvertrages. Im Ergebnis spart dieser flexibilisierte Energieverbrauch bereits in der ersten Phase im Durchschnitt 14,7 Prozent der Stromkosten für den Betrieb des Tiefkühllagers, berichtet Ecocool. Durch weitere Optimierung sollen die Einsparungen kontinuierlich erhöht werden. Das ebenfalls auf KI-basierte Energieoptimierung für die Industrie spezialisierte Unternehmen Encentive hat Mitte Januar bekanntgegeben, dass auch ein prominenter Investor an den Markt der intelligenten Steuerung und Flexibilisierung von Energieverbräuchen glaubt: In einer Seed-Investitionsrunde warb das Unternehmen Mittel in Höhe von insgesamt 2,7 Millionen Euro ein – unter anderem von Fußballweltmeister Mario Götze.
Marcus Sefrin
Chefredakteur Frischelogistik www.frischelogistik.com
Sie finden das aktuelle sowie zurückliegende Hefte der Fachzeitschrift Frischelogistik sowie Veranstaltungen, News und Informationen rund um die Kühlkette auf der Internetseite des Magazins www.frischelogistik.com.
Auf Social Media postet die Frischelogistik auf den Plattformen Instagram, Linkedin, Facebook und X aus der Welt der temperaturgeführten Logistik.