Das Ende der Logistik im Jahr 2200

Science-Fiction-Literatur wirft oft einen recht genauen Blick in die Zukunft. Jules Verne, der Erfinder dieses Genres, hat schon in den 1860er Jahren die Reise zum Mond, das Atom-U-Boot und das Faxgerät vorausgesehen. Wenn die Drehbuchautoren von Star Trek/ Raumschiff Enterprise genauso hellsichtig waren, kommt es spätestens im Jahr 2200 zum Ende der Logistik, wie wir sie kennen. Denn dann reist die Materie nicht mehr physisch durch Raum und Zeit, sondern sie wird – nach dem berühmten Motto „Beam me up“ – einfach teleportiert.

Ist das nicht eine schöne Vorstellung? Per Knopfdruck bei Amazon den neuen Saugroboter bestellt, und wenige Minuten später materialisiert sich das Gerät neben dem Sofa. Oder auch: Mal eben den Freund in London besuchen, ohne Anreise? Und: Im Versand bestellt man keine Spedition, sondern drückt einfach auf den Knopf.

Wenn man das weiterdenkt, bräuchte man dann sehr wohl noch Intralogistik für die Produktion, Lagerung und Kommissionierung. Aber der physische Transport zum Kunden würde entfallen – mit negativen Folgen für Lkw-Hersteller, Spediteure und Paketzusteller sowie für die Verpackungsbranche, aber mit positiven Konsequenzen für die Verkehrsinfrastruktur und die Nachhaltigkeit.

 

Allerdings bleibt das wohl ein Gedankenspiel. Experten sind sich einig und einige der grundlegenden Naturgesetze ebenfalls: Eine Teleportation, sei es von Gütern oder von Menschen, ist physikalisch unmöglich. Materie kann einfach nicht den Ort wechseln, ohne den Raum dazwischen zu durchqueren.

 

Deshalb wird uns die Logistik wohl über die nächste Jahrhundertwende hinaus weiter erhalten bleiben: Güter müssen von A nach B transportiert werden. Aber wie das geschieht, wird sich ändern. Schon jetzt gibt es viele Ideen, wie man Güter nachhaltiger, schneller und automatisierter auf die Reise bringen kann als es heute geschieht.  

 

Lkws für den Fernverkehr werden Wasserstoff tanken und von Brennstoffzellen angetrieben. Vielleicht fahren sie teil-autonom im Pulk („Platooning“). Für die „letzte Meile“ haben kluge Köpfe auch Innovationen entwickelt. Drohnen können hier ebenso eine Rolle spielen wie mobile Roboter oder autonome Lieferfahrzeuge mit Roboter-Arm, die Sendungen an Packstationen ausliefern. Schon heute nutzen Paketdienste Lastenfahrräder, und es gibt Prototypen von anderen „Mikrofahrzeugen“ (mit Fahrer oder autonom) für die City-Logistik.

 

Es bleibt also spannend – ganz ohne Beamen. In den kommenden Jahren wird sich die Distributionslogistik sehr viel radikaler verändern als in der Vergangenheit. Logistik-Experten sollten alle Optionen nutzen, um sich zu informieren und auf dem neuesten Stand zu halten.

 

Und wer ganz persönlich nicht aufs Beamen verzichten möchte – es gibt doch eine Möglichkeit. Die „holographische Teleportation“ stellt ein täuschend echtes Hologramm eines Menschen in den Raum, ohne dass die Zuhörer und Zuschauer eine 3D-Brille brauchen. Zwar hat die Person keine große Bewegungsfreiheit und die Technik ist aufwändig. Sie verschwindet auch nicht am alten Platz, wenn sie ihren Chefingenieur anfunkt und feststellt: „Beam me up, there is no intelligent life down here.“ Vielmehr verdoppelt sie sich quasi im virtuellen Raum. Das mag beeindruckend sein, aber die Logistik wird es nicht verändern.

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